Autokino Comeback dank Corona

Autokino

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Als ich noch ein kleines Mädchen war, haben meine große Schwester und deren Freund mich immer ins Autokino mitgenommen. Dann ging es mit dem himmelblauen NSU Prinz meiner Schwester zu Tom und Jerry. Die beiden (also meine Schwester und ihr Freund) waren so freundlich, mich kleinen Zwerg immer vorne sitzen zu lassen, während sie selbst sich auf der kleinen Rückbank eng zusammendrängen mussten. Und während ich es mir auf dem Beifahrersitz mit Limo und Popcorn gemütlich machte, vergnügten sich die beiden „Halbstarken“ in der drangvollen Enge der zweiten Reihe vermutlich auf andere Weise. So hatten alle ihren Spaß am Autokino. Meine Eltern waren beruhigt, weil die kleine Schwester als Anstands-Wauwau immer mit dabei war. Meine Schwester und ihr Freund waren zufrieden, dass sie auf so elegante Weise zu gemeinsamer Zweisamkeit kamen. Und ich war glücklich, weil ich sehr, seeehr oft im Autokino die tollsten Zeichentrickfilme sehen durfte. Das nennt man wohl ein Win-Win-Win-Szenario.

Dem Autokino schlug die Stunde

Wie die geneigte Leserschaft sich denken kann, ist all das schon seit vielen Jahrzehnten Vergangenheit. Meine Schwester hat ihren Autokino Freund von damals schon längst geheiratet, der niedliche NSU Prinz ist schon seit einer Ewigkeit im Autohimmel, und auch bei mir ist die Zeit nicht stehen geblieben. Und das Autokino meiner cineastischen Kindheit? Das war bis vor kurzem noch eine traurige Ruine. Die vom Zahn der Zeit zernagte Leinwand flatterte traurig im Wind, während die Stellplätze zum halbseidenen Gebrauchtwagenmarkt und dunklen Drogentreffpunkt verkamen. Niemand hätte je gedacht, dass das komplett in der Versenkung verschwundene Autokino jemals wieder zu Ruhm und Ehre gelangen und in neuem Projektorenlicht erstrahlen würde. Doch Corona hat es möglich gemacht: überall im Land erlebt das gute alte Autokino ein prachtvoll gefeiertes Comeback. Und die Leute stehen wieder Schlange, um sich bewegte Bilder durch die spiegelblank geputzte Windschutzscheibe servieren zu lassen.

Autokino – trotz Corona ein gemeinsames Freizeitvergnügen unter (fast) freiem Himmel

Gut, zugegeben: eine geschlossene Snackbar sowie das Verbot, das Auto zu verlassen, könnten den Kinogenuss etwas trüben. Auch die Platzanweiser mit Schutzmasken und Taschenlampen zur Innenraumkontrolle wirken leicht befremdlich. Doch wer schlau ist, baut vor. Schließlich kann man sich ja seine eigenen leckeren Snacks von zu Hause zur Kinovorstellung mitbringen. Und allzu viel trinken sollte man sowieso nicht, da man im Autokino in diesen Tagen keine Toilette aufsuchen kann und darf. Diese störenden Kleinigkeiten werden ganz sicher durch das wunderbare Retro-Vergnügen des Freiluft-Kinos mehr als aufgewogen. Und damals wie heute wird es Besucher geben, für die der Hauptfilm lediglich eine Nebenrolle spielt. So wie seinerzeit für meine Schwester und ihren Freund.

Begeisterung im Breitwandformat

Wer noch nie in einem Autokino war und in den aktuellen Corona-Zeiten mit dem Gedanken spielt, den wird dieser Film mit Sicherheit interessieren:

Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass Autokinos derzeit, der starken Nachfrage wegen, bundesweit wie Pilze aus dem Boden schießen. Eines davon lässt ganz sicher auch in Ihrer Nähe die Kontaktsperre für die Länge eines vergnüglichen Films in trauter Zweisamkeit vergessen. Also? Worauf warten Sie noch? Rein ins Auto und rein ins Kinovergnügen. Im Übrigen ist der König der Löwen der neue Tom und Jerry.

– Carina Collany –

Beitragsbild / Symbolfoto: Edwin Hooper

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Eine Antwort

  1. 5. Mai 2020

    […] her, tatsächlich ein bisschen so wie das jüngst durch die virös widrigen Umstände wiederbelebte Autokino. Nur dass die Sängerinnen und Sänger des Gospeltrain Hamm e.V. ihren Chorleiter nicht durch die […]