WUNDERBLOG - Lesen macht Laune
Vor einigen Wochen habe ich für mich die freizeitlichen Freuden des Strickens wieder entdeckt. Es bereitet mir große Freude, in gut sortierten schnuckeligen kleinen Wollgeschäften meine Phantasien fliegen und flauschige Strickgarnträume Wirklichkeit werden zu lassen. Da ich allerdings bei der ganzen Sache nur Spaß und keinen Stress haben will, lasse ich meine Bambusnadeln grundsätzlich nach zwei Grundprinzipien klappern: 1) Es darf nicht kompliziert werden oder in Arbeit ausarten. 2) Schöne Ergebnisse wollen schnell gesehen werden. Diese meine persönlichen Woll-Lust-Prinzipien ziehen wiederum zwei praxisorientierte Ableitungen nach sich: 1) Ich stricke bevorzugt Schals mit simplen Strukturmustern, die auf beiden Seiten das gleiche...
Wenn ich kann, vermeide ich es, zu den üblichen Stoßzeiten im Lebensmitteldiscounter als Kunde vorstellig zu werden. Doch nicht immer meint es mein Terminplaner gut mit mir. Und so musste ich letztens wieder einmal unfreiwillig Geisterbahn fahren. Was ich dabei erlebte, hat mir klar vor Augen geführt, warum Thilo Sarrazins Buch so breiten Zuspruch findet. Und warum man zum knallharten Kinderhasser werden kann, bevor man in der Kassenschlange ansteht. Mein Einkauf des Grauens begann mit dem gescheiterten Versuch, meine brav gesammelten Plastikflaschen, 8 Stück an der Zahl, dem Rücknahmeautomat zuzuführen. Denn vor mir standen zwei bunte Großfamilien, die jeweils mit...
Als Gründungsmitglied der nachkriegsdeutschen Baby-Boomer-Generation hatte ich die Gnade und das Glück, dem Fortschritt der Unterhaltungselektronik live und in Farbe authentisch zeitgenössisch persönlich beiwohnen zu dürfen. Die Faszinationen, die all diese Musiktruhen, Röhrenradios und TV-Schränke auf mich als kleines Mädchen ausübten, sind auch heute noch ungebrochen in meinem Herz und in meinem Leben präsent. So ziert beispielsweise eine original Karstadt-Werbung aus meinem Geburtsjahr, selbstverständlich ehrfürchtig eingerahmt, meine Gemächer. Dort sieht man einen korrekt in Anzug und Schlips gewandeten jungen Mann vor seinem brandneuen hölzern eingehausten Fernseher knieen, während die Dame seines Herzens in einem hochgeschlossenen lachsfarbenen Kleid, an einem Cocktailtisch...
Von der Straße aus sichtbare Weihnachtsdekoration à la „hängt ihn höher“ ist durchaus öffentliche Geschmackssache. Still vor sich hinleuchtenden LEDs kann man, insbesondere nach winterwunderlichem Sonnenuntergang, wohl immer eine gewisse behagliche Beschaulichkeit beimessen. Doch bei anderen Zielübungen auf zeitgeistliche Fettnäpfchen sind Volltreffer in die Schmerzzone buchstäblich vorprogrammiert. Selbstverständlich ist hier die Rede von all den ungezählten Nikoläusen und Weihnachtsmännern, die in zu Ewigkeit erstarrter Erfolglosigkeit an Regenrinnen, Balkonbrüstungen und Fenstersimsen emporzuklettern scheinen. Hängt ihn höher Ganz ehrlich – welcher hoffnungslos depressive Sarkast hat sich diesen Dekomüll ausgedacht? Wer will eigentlich einen übergewichtigen bärtigen Geschenkboten in gefährlich genickbrechender Höhe blödsinnig baumeln...
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