Plastik ist für die Umwelt viel besser als sein Ruf

Plastik

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Plastik gehört derzeit wohl zu den bestgehassten Hinterlassenschaften der hochtechnisierten Menschheit. In Zeiten der gesundheitsgefährdenden weltweiten Allgegenwart von Mikroplastik ist diese Geisteshaltung auch gut nachvollziehbar. Dennoch ist es grundfalsch, Plastik von jetzt auf gleich komplett verbannen und durch angeblich umweltgerechtere Alternativen ersetzen zu wollen. Denn im fast schon wahnhaften Plastik Bashing scheint der wissenschaftlich bilanzierende Blick auf die Daten und Fakten bedenklich getrübt zu sein.

Getränkeflaschen aus Plastik: Warum Glas keine wirklich gute Ersatzlösung ist

Bei „Getränke Kastner“ werden Flaschen aus Plastik inzwischen konsequent aus dem Sortiment verbannt. Dafür erhält der Geschäftsführer überwiegend positive Rückmeldungen:

Natürlich mundet ein frisches Wasser aus einem appetitlichen Glas schon irgendwie besser als aus einer Plastikflasche. Das bestreitet niemand. Doch schmeckt diese ästhetische Genusskomponente auch der Umwelt? Fakt ist:

  • Die Produktion von neuen Glasflaschen ist extrem energie- und rohstoffintensiv. Und auch für die Produktion von Flaschen aus Altglas muss das Rezyklat auf über 1000 Grad Celsius erhitzt werden. Dieser enorme Energieaufwand lässt die Ökobilanz von Glasflaschen ziemlich schlecht dastehen.
  • Mehrweg macht mehr Schmutz. Durch das notwendige hygienisch einwandfreie Auswaschen zurückgegebener Glasflaschen werden Energie und Wasser in Unmengen benötigt. Außerdem frisst der Transport von Glasflaschen wesentlich mehr Energie als der Transport der Plastik Konkurrenz, weil Glas einfach viel schwerer wiegt. Darum empfiehlt sogar, man lese und staune, der Naturschutzbund „NABU“ aus Umweltgesichtspunkten den bevorzugten Einkauf von Getränken in Plastik-Mehrwegflaschen. Die haben nämlich unterm Strich die deutlich bessere Ökobilanz im Vergleich zu Glasflaschen. Vielleicht möchte auch Herr Kastner diesen interessanten Aspekt einmal in sein Gesamtkalkül mit einbeziehen.

Papier statt Plastik? Besser nicht …

Papiertüten sind längst nicht so umweltfreundlich, wie man es dem Verbraucher gebetsmühlenartig einzureden versucht. Klar, man kann sie nach Gebrauch fast bedenkenlos wegwerfen, weil sie ja sozusagen selbst ein Stück Natur sind. Doch um dieses „Stück Natur“ herzustellen, müssen zunächst jede Menge Bäume fallen. Diese Bäume werden dann nach ihrem gewaltsamen Ableben zerschnipselt, auf den Grundbaustein Zellstoff runtergebrochen, mit jeder Menge teils hochgiftiger Chemie behandelt und anschließend unter hohem Energieaufwand heiß getrocknet. Was bei der Papierherstellung an Wasser und an Energie verpulvert wird, lässt jede Plastiktüte schamrot anlaufen.

Baumwolle statt Plastik? Auch keine gute Idee…

Der Naturschutzbund „NABU“ legt dar, dass Baumwollbeutel im Vergleich zu Plastiktüten eine viel schlechtere Ökobilanz haben:

Die Produktion von Baumwolle belastet die Umwelt sehr stark durch den hohen Wasserverbrauch und den starken Pestizideinsatz. Es wird davon ausgegangen, dass eine Tasche aus konventioneller (d.h. nicht kontrolliert biologisch angebauter) Baumwolle über hundertmal so oft wie eine erdölbasierte Kunststofftüte genutzt werden muss, um die schlechtere Klimabilanz auszugleichen.

Quelle: NABU

Und was ist mit Obst und Gemüse in Plastikfolie im Supermarkt?

Sogar hier muss dem verpönten Plastik mal die Stange gehalten werden. Denn: In Plastikfolie gepackte, leicht verderbliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse sind in ihrer Verpackung viel besser geschützt und dadurch auch viel länger halt- und essbar. So führt mehr Plastikverpackung direkt zu weniger Lebensmittelverschwendung.

Fazit

Die Herstellung von Plastik erfordert vergleichsweise wenig Wasser und Energie. Und wegen des deutlich geringeren Gewichtes verlangen Plastikverpackungen viel weniger Energie für ihren Transport. Dazu kommt die sprichwörtliche Strapazierfähigkeit („unkaputtbar“) von Plastik. Die schmutzige Kehrseite der Medaille sind natürlich die durch Plastik bedingten gravierenden Umweltprobleme. Was soll der mündige Verbraucher also machen? Jedenfalls, das will dieser Artikel gezeigt haben, ist der blindwütige Sofortverzicht auf alle Arten von Plastik nicht wirklich die optimale Antwort auf alle bestehenden Umweltprobleme.

– Carina Collany –

Beitragsbild: Serenity Mitchell

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